Die ersten fünf Minuten gehörten dem VfL, der im prestigeträchtigen württembergischen Klassiker mit 4:2 in Führung ging. Doch der HCOB spielte gut über den Kreis, Markus Dangers war nur durch Fouls zu stoppen. Es gab Siebenmeter, Axel Goller traf an früherer Wirkungsstätte sicher. Nach zehn Minuten lag der Gast zum ersten Mal vorn. Pfullingen blieb bis zur 14. Minute dran (8:8), dann setzte sich der HCOB ab. Die Murrtaler stellten Pfullingen mit einer gut sortierten Abwehr vor Probleme. Torwart Janis Boieck gewann das Duell der Keeper gegen VfL-Schlussmann Daniel Schlipphak.
Vorne spielten die Gäste konzentriert und geduldig. Tat sich eine gute Gelegenheit auf, dann klingelte es meist auch im gegnerischen Gehäuse. Rückraumspieler Timm Buck gefiel in dieser Phase besonders, durch Umsicht im Zusammenspiel und durch eigene Torgefahr. Die VfL-Maßnahme, den Spielfluss des HCOB durch eine offensive Abwehrvariante mit drei vorgezogenen Spielern zu bremsen, hatte – so konnte bilanziert werden – nicht im erhofften Maße funktioniert. Trainer Fabian Gerstlauer nahm seine Abwehr bei einer Auszeit in der 22. Minute deshalb zurück. Kurzzeitig sorgte das beim HCOB im Angriffsspiel für Unsicherheit. Die Gäste leisteten sich technische Fehler, die Pfullingen zum Gegenstoß nutzte. Paul Prinz traf per Gegenstoß zum 12:13-Anschlusstor. Zum ersten Mal war es in der Kurt-App-Halle höllisch laut, die VfL-Anhänger spekulierten auf die Wende.
Aber die Gäste blieben cool, ließen sich nicht in Hektik versetzten. Martin Schmiedt sorgte mit einem Gegenstoßtreffer für Ruhe, dann hatte Jan Forstbauer einen starken Auftritt. Drei Tore in drei Minuten, ein Hattrick, der HCOB führte zur Pause mit 17:13. Zu deutlich aus Sicht von VfL-Coach Fabian Gerstlauer: „Wir sind sehr gut in das Spiel gekommen, haben aber zu viele freie Würfe vergeben.“ Er hätte sich einen knapperen Pausenstand gewünscht.
Nach dem Seitenwechsel sorgten die Murrtaler für eine schnelle Vorentscheidung. Lukas Rauh und Martin Schmiedt erhöhten den Vorsprung auf sechs Tore. Pfullingen kam im Angriff kaum noch durch. Die HCOB-Defensivspieler verschoben die Räume geschickt und effektiv, zudem gewannen sie die Mehrzahl der Zweikämpfe. „In der Abwehr haben wir den VfL Pfullingen sehr unter Druck gesetzt“, fand Trainer Stephan Just. Der VfL erzielte bis zur 45. Minute nur drei Treffer. Zusätzlicher Nachteil für die Gastgeber: Niklas Roth, einer ihrer wichtigsten Torewerfer, verletzte sich an der Fußsohle. Er probierte am Spielfeldrand, ob er noch einmal aufs Feld zurückkehren könnte, musste aber abwinken.
Der HC Oppenweiler/Backnang bestimmte die Partie, nahm mit langen Angriffen Zeit von der Uhr. „Wir haben clever und abgezockt gespielt“, fand Coach Stephan Just. Die Chancenverwertung war in dieser Phase nicht perfekt, das war aber angesichts der wenigen Gegentore zu verkraften. Zeitweise lagen die Gäste mit neun Toren vorn. Die Begegnung war frühzeitig entschieden, der 14. Sieg in Serie eingetütet. Die letzten Minuten gehörten dem VfL Pfullingen, der kämpferisch überzeugte, die letzten vier Tore der Partie erzielte und das Ergebnis so auf 26:30 verbesserte. So analysierte VfL-Trainer Fabian Gerstlauer, dass man „in der zweiten Halbzeit schon den Unterschied gesehen hat“, es für sein Team aber wichtig gewesen sei, „dass wir zum Schluss noch einmal dagegengehalten haben.“
So gab es dann auch großen Applaus für beide Teams. Pfullingens Fans würdigten die gute Saisonbilanz des im Sommer neuformierten Teams, Rang drei war nicht unbedingt erwartet worden. Die HCOB-Fans bejubelten die Fortsetzung der Serie und den Ausbau der Tabellenführung. Trainer Stephan Just betonte die Bedeutung des Prestigeerfolgs: „Für uns war es sehr wichtig, dass wir mit einem Sieg in die Pause gehen.“
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Stephan Just: „Das war eine überragende Atmosphäre, so macht Handball Spaß. Wir haben in den ersten 20 Minuten sehr gut gespielt und sind verdient mit vier Toren Vorsprung in die Pause gegangen. In der zweiten Hälfte haben wir clever und abgezockt gespielt. In der Abwehr haben wir den VfL Pfullingen sehr unter Druck gesetzt. Für uns war es sehr wichtig, dass wir mit einem Sieg in die Pause gehen.“
VfL-Trainer Fabian Gerstlauer: „Wir sind sehr gut in das Spiel gekommen, haben aber zu viele freie Würfe vergeben. In der zweiten Halbzeit hat man dann schon den Unterschied gesehen. Für uns war wichtig, dass wir zum Schloss noch einmal dagegengehalten haben.“
Rund ums Spiel
Unter den 1000 Zuschauern in der Kurt-App-Halle war auch die württembergische Trainerlegende Kurt Reusch (81). Er sah im 26. Duell beider Teams den zehnten Sieg für die Murrtaler, die im Rückspiel nun die Chance haben, die Gesamtbilanz auszugleichen.
Der HCOB musste auf die verletzten Spieler Luis Foege und Ruben Sousa verzichten. Sie werden, wenn alles nach Plan läuft, zum Rückrundenstart in vier Wochen dabei sein. Dann hat Trainer Stephan Just mehr Wechselmöglichkeiten. Zuletzt mussten einige Akteure umfangreiche Spielzeiten absolvieren, für sie bieten die kommenden Tage die Möglichkeit zur Regeneration. In Pfullingen fehlte zudem Elias Newel, weil er am Wochenende für Frisch Auf Göppingen spielt. Beim Bundesligisten sind Rückraumspieler aufgrund von Verletzungen derzeit ein knappes Gut.
In der Tabelle liegt der HC Oppenweiler/Backnang mit 28:2 Punkten vorn. Erster Verfolger sind die Wölfe Würzburg (20:6), die noch zwei Spiele im Hintertreffen haben, eines davon gegen den Dritten VfL Pfullingen (18:10). So wird mindestes ein HCOB-Mitbewerber Punkte lassen. Das erste Spiel im neuen Jahr bestreitet die Mannschaft von Trainer Stephan Just am 11. Januar um 20 Uhr in der MURRTAL-ARENA gegen die Rhein-Neckar Löwen II.