Vor einer Woche war Elias Newel am Samstagabend noch betrübt, er unterlag mit dem HCOB im Württemberg-Klassiker beim VfL Pfullingen. Tags darauf „bin ich dann aber schon wieder mit einem Lachen im Gesicht aufgewacht“, ein Zeichen für Vorfreude. Der Göppinger Trainer Markus Baur hatte ihn für den Kader des Bundesligateams berufen. Bei Frisch Auf trainiert das Talent nicht nur regelmäßig mit, er kann aufgrund eines Zweifachspielrechtes auch mitwirken. An diesem Tag blieb es nicht allein bei der Berufung: Elias Newel absolvierte im Frisch-Auf-Heimspiel gegen den THW Kiel seine ersten Bundesligaminuten und erzielte auf Anhieb sein erstes Tor. Dass sein Coach Markus Baur dem 19-Jährigen einiges zutraut, wurde daran deutlich, dass er ihn nicht etwa zu Zeiten ins Spiel brachte, in denen das Resultat ohnehin schon feststand, sondern in Phasen, in denen es um Sieg und Niederlage ging. Sein Pflichtspieldebüt für den Traditionsverein hatte Elias Newel schon vor einigen Wochen absolviert, im DHB-Pokal setzte er sich mit Göppingen beim TBV Lemgo durch.
So wie Elias Newel nach der ärgerlichen Niederlage in Pfullingen nicht viel Zeit zum Ärgern hatte, so blieb ihm auch nach dem persönlichen Erfolgserlebnis des Bundesligadebüts nicht viel Zeit vor dem nächsten Highlight. Bereits am Montag trat er die Reise zum Lehrgang der neuformierten U20 des Deutschen Handball-Bundes an der Sportschule in Hennef bei Bonn an. Die Nominierung durch Bundestrainer Martin Heuberger hatte ihn gefreut, „weil es mir die Bestätigung gibt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“ Ein Weg, der ihn aus der Jugend seines Heimatvereins HSG Isar-Loisach zunächst zum TSV Allach führte, einem in der Jugendarbeit erfolgreichen Club aus München. Von dort zog es ihn im vergangenen Sommer zum TV Plochingen und ein Jahr später zum HC Oppenweiler/Backnang. Die guten Leistungen im Dress des HCOB, dessen Spiele durch die Live-Übertragungen auf Sportdeutschland.TV mittlerweile bundesweit interessiert verfolgt werden, sorgten dafür, dass Elias Newel schnell ins Blickfeld von Martin Heuberger rückte. Der erfahrene Handballfachmann aus der Ortenau feierte mit der U21 im Sommer den Weltmeistertitel und baut nun eine neue Juniorennationalmannschaft auf. Diese wird am Ende dieser Saison als U20 an der Europameisterschaft teilnehmen und im Jahr darauf dann als U21 an den Weltmeisterschaften.
Viele der Sportler, die nun Deutschlands Farben im Nachwuchsbereich vertreten, waren bereits in der Jugendnationalmannschaft (U18/19) am Ball. Elias Newel indes zählte zu den drei Novizen, die ihr Länderspieldebüt absolvierten. Ein paar Mannschaftskollegen kannte er aber schon, „entweder von Spielen gegeneinander oder von vorherigen Maßnahmen.“ In der Sportschule in Hennef ging es beim ersten Lehrgang der neuformierten Mannschaften vor allem um taktische Inhalte für Abwehr und Angriff sowie um gezieltes Training in der Kleingruppe. Mit dem Flieger setzte die Juniorennationalmannschaft dann nach Portugal über. In Serpa, einer Kleinstadt im Süden des Landes, traf die DHB-Auswahl in zwei Länderspielen auf die Altersgenossen von der iberischen Halbinsel. Die Portugiesen sind in dieser Altersklasse gut aufgestellt, die Spiele waren ausgeglichen. „Das waren zwei sehr schwere Spiele“, berichtet Elias Newel. „Portugal hat sehr guten Handball gespielt.“ Aber auch die deutsche Mannschaft hatte gute Szenen: „Wir haben während der Spiele eine gute Lernkurve hingelegt.“ Ging das erste Aufeinandertreffen am Freitagabend noch mit 28:31 verloren, so setzte sich die deutsche Auswahl am Samstag mit 31:30 durch. Revanche gelungen, sozusagen.
Trainer Heuberger äußerte sich über den Auftritt seines Teams zufrieden: „Wir haben ein paar Dinge probiert, und es hat sich wieder gezeigt, dass Deutschland in allen Jahrgängen in der Breite sehr gut aufgestellt ist. Aber die Spieler wissen auch, dass sie noch Erfahrungen sammeln und ihre Hausaufgaben machen müssen.“ Seine erste Einschätzung zum Sportler des HCOB: „Spielmacher Elias Newel muss sich noch in unser System einfinden, hat aber eine Technik und macht Sachen, die nicht jeder kann.“ Der Sportler selbst wird in den kommenden Tagen eine individuelle Rückmeldung erhalten: „Da bekomme ich einen Anruf vom Bundestrainer, bei dem ich mit Hilfe von Videomaterial aus dem Training und den Spielen ein ausführliches Feedback erhalte.“
Elias Newel ist optimistisch, auch zu den nächsten Maßnahmen der Juniorennationalmannschaft eingeladen zu werden. Schließlich „war es ein schönes Gefühl, Deutschland international zu vertreten“, sagt der Sportler, das nach Wiederholung ruft. Er ist guter Dinge, dass auch sein Spiel mit dem HC Oppenweiler/Backnang von der Nationalmannschaftsnominierung profitiert. „Die Nominierung hat mich gestärkt“, sagte Elias Newel, und aus der Woche im Kreise der U20 „habe ich auch einige neue Sachen mitgenommen.“ Nun will er fleißig weiterarbeiten, auf der einen Seite am Erfolg gemeinsam mit seinen Teams, auf der anderen Seite auch an seiner persönlichen Weiterentwicklung. Da fühlt er sich sowohl bei HCOB-Coach Daniel Brack wie auch beim Göppinger Markus Baur – als Spielmacher einst Weltmeister – gut aufgehoben: „Es ist schon ein großer Vorteil, dass mich beide Trainer in beiden Vereinen jeden Tag weiterbringen.“