Die Murrtaler feierten den 22. Sieg in Folge. Zum 32. Mal in der Vereinsgeschichte wurde die 40-Tore-Marke geknackt – und plötzlich stand ein Handballer kurz im Mittelpunkt, der sich noch vor wenigen Wochen für das im Rahmen des Heimspiels organisierte „Ehemaligentreffen“ mit Handballern aus den vergangenen fünf Jahrzehnten angemeldet hatte: Florian Frank. Weil mit Martin Schmiedt und Nils Eilers die beiden etatmäßigen Rechtsaußen ausfielen, rückte der Routinier (Florian Frank: „Das ist wohl eine Umschreibung dafür, dass man jetzt zu den Älteren gehört“) wieder in den Drittliga-Kader. In der 56. Minute erlief er einen Pass von Torhüter Levin Stasch und verwandelte den Konter unter großem Jubel den Konter zum 40:28. Auf dem Weg zurück in die Abwehr musste er selbst lachen, als ihm bewusst wurde, dass er genau den Treffer erzielt hatte, für den er seinen Mitspielern etwas ausgeben durfte.
Die Stimmung in der Arena auf der Maubacher Höhe war insgesamt sehr gut. Die Heimmannschaft präsentierte sich souverän und ließ von der ersten Minute an keinen Zweifel am zwölften Heimsieg im zwölften Heimspiel aufkommen. Bereits in der Anfangsphase zogen die Gastgeber auf 12:4 davon, zur Pause war die Begegnung beim 22:13 so gut wie entschieden. „Wir waren vorne und hinten sehr beweglich“, stellte Trainer Stephan Just fest. Sein Team eroberte in der Abwehr viele Bälle und brachte Torwart Janis Boieck gut ins Spiel. Der HCOB schaltete zielstrebig um und kam über Gegenstöße oder gegen die noch nicht formierte Erlanger Hintermannschaft zu Toren. Besonders Elias Newel stach heraus. Der 20-jährige Rückraumspieler ließ die Abwehr mit geschickten Täuschungen ein ums andere Mal stehen. Mit acht Toren bestätigte er seine guten Leistungen der vergangenen Wochen, die ihm eine Einladung zur U21-Nationalmannschaft einbrachten. Mit dem Team von Bundestrainer Martin Heuberger reist der HCOB-Handballer in der kommenden Woche zu zwei Länderspielen nach Ägypten.
Talentierte Spieler hatten auch die Erlanger im Aufgebot, und zwar eine ganze Menge. Mit dem bundesligaerfahrenen Florian von Gruchalla hatten die Gäste zwar den einzigen in den 80er Jahren geborenen Spieler auf dem Feld, der Rest des Kaders von Trainer Vyacheslav Lochman bestand aber aus Spielern der Jahrgänge 2003 bis 2007 - und damit zum Teil aus Spielern, die noch in der A-Jugend spielen, die zu den besten in Deutschland zählt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten sie ihre beste Phase, erkämpften sich einige Bälle in der Abwehr und nutzten ihre Chancen konsequent zu Toren. Mit einem 8:3-Lauf verkürzten sie in der 39. Minute auf 21:26. HCOB-Trainer Stephan Just ärgerte sich über diese Phase, freute sich aber über die Reaktion der Mannschaft: „Wir haben uns schnell gefangen und sind als Team aufgetreten.“
In der Schlussphase zündete der HCOB den Turbo. Im Angriff setzten viele Spieler Akzente. Rückraumspieler Daniel Schliedermann setzte sich immer wieder erfolgreich durch. Nick Fröhlich erzielte innerhalb von nur drei Minuten vier Treffer für den HCOB. Am Kreis zeigten sowohl Markus Dangers als auch Ruben Sousa viel Durchsetzungsvermögen. In der Abwehr lief Torhüter Levin Stasch mit zunehmender Spielzeit zur Höchstform auf und überzeugte mit zahlreichen Paraden. Nach 55 Minuten hatten sich die Murrtaler mit zehn Toren abgesetzt, am Ende hieß es sogar 41:29 – und damit ist nun amtlich: Der HC Oppenweiler/Backnang hat die Aufstiegsrunde erreicht.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Stephan Just: „Wir freuen uns, dass wir mit der Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga ein erstes Etappenziel abhaken können. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, waren vorne und hinten sehr beweglich, im Abschluss hatten wir noch ein bisschen Luft nach oben. In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass der HC Erlangen II eine junge und dynamische Mannschaft hat. Da kann es ganz gefährlich sein, wenn man etwas nachlässt. Wir haben uns aber schnell wieder gefangen und als Mannschaft präsentiert.“
Rund ums Spiel
Die Teilnahme an der Aufstiegsrunde ist dem HCOB sicher. Auch die Meisterschaft in der Südstaffel der dritten Liga ist in greifbare Nähe gerückt. Da sich der Tabellenzweite Wölfe Würzburg im Verfolgerduell vom SV Salamander Kornwestheim mit einem Unentschieden trennte - der Spielverlauf erinnerte spektakulär an das olympische Halbfinale zwischen Frankreich und Deutschland - fehlen den Murrtalern nur noch drei Punkte.
Nach dem erneuten Erfolg steht der HC Oppenweiler/Backnang auch als Teilnehmer am DHB-Pokal in der kommenden Saison fest.
Der Deutsche Handballbund hat bekannt gegeben, welche Mannschaften am Lizenzierungsverfahren der Handball-Bundesliga teilnehmen und damit für die Aufstiegsrunde startberechtigt sind. Aus dem Süden haben neben dem HCOB nur die Wölfe aus Würzburg gemeldet. Die Verfolger aus Kornwestheim und Aue haben dagegen keine Unterlagen eingereicht, obwohl sie sich sportlich noch hätten qualifizieren können. Die Würzburger wiederum müssen ihren derzeitigen zweiten Tabellenplatz mit diesem Wissensstand nicht mehr unbedingt verteidigen, sondern könnten auch als Dritter oder Vierter in die Aufstiegsrunde einziehen.
Aus den anderen Staffeln haben folgende Mannschaften gemeldet: HC Eintracht Hildesheim, TV Emsdetten, TSG A-H Bielefeld (Nord-West), HSG Krefeld Niederrhein, TV Gelnhausen (Süd-West) sowie MTV Braunschweig und HC Empor Rostock (Nord-Ost). Diese Konstellation lässt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Aufstiegsrunde mit acht Mannschaften erwarten. Dabei werden zunächst in zwei Halbfinalspielen (17./18. Mai und 24./25. Mai) vier Finalisten ermittelt. Danach spielen wiederum zwei Mannschaften in Hin- und Rückspiel am 30. Mai/1. Juni und 7./8. Juni die beiden Aufsteiger aus. Die Vereine aus dem Süden treffen dabei in der ersten Runde auf die Vertreter aus dem Nordosten. Nach derzeitigem Stand würde der HCOB auf Rostock treffen, aber auch Braunschweig kommt als Gegner in die Frage.