Der Erfolg im südlichsten Stadtteil Heilbronns war erst der vierte nach 1985, 2005 und 2022. Kein Wunder, dass der Jubel groß war, zumal die Gastgeber zwar im Mittelfeld der Tabelle rangieren, aber hoch motiviert in das Duell mit dem Nachbarn gingen. Und personell? Zu den schon länger fehlenden Martin Schmiedt, Luis Foege und Lukas Rauh gesellten sich nun auch noch die Rückraumspieler Niklas Diebel (angeschlagen) und Elias Newel (mit der U21 in Ägypten) sowie Außenspieler Tim Goßner (krank). Trainer Stephan Just konnte also nicht munter durchwechseln, einige Spieler standen 60 Minuten auf dem Feld.
Doch seine Spieler nahmen die Herausforderung an, und auch bei Horkheim fiel Johannes Rebmann kurzfristig krankheitsbedingt aus, was aus Sicht von TSB-Trainer Oliver Heß durchaus Wirkung zeigte, denn „man hat uns am Anfang angemerkt, dass wir uns erst sortieren mussten“. In der Tat hatten die Hausherren mit einer 3:1-Führung (6. Minute) ihr Pulver für einige Zeit verschossen. Der Tabellenführer fand über die Abwehr ins Spiel und ließ wenig zu. Dass die Schiedsrichter den Gastgebern viele Strafwürfe zusprachen, sorgte auch deshalb nicht für Unmut, weil HCOB-Torhüter Levin Stasch in den fünf Duellen des ersten Durchgangs gleich drei Siebenmeter abwehrte.
Vorne ging die meiste Torgefahr von Jan Forstbauer auf der halbrechten Rückraumposition aus, mit elf Toren aus dem Spiel heraus war er der beste Werfer der Partie. Auch Nick Fröhlich auf Halblinks erzielte an alter Wirkungsstätte drei Treffer zur 12:7-Führung. „Wir hatten das Spiel in der ersten Halbzeit im Griff“, meinte Gästetrainer Stephan Just nach der Partie, bemängelte dann aber eine gewisse Leichtsinnigkeit, „und so kam Horkheim mit einer guten Dynamik zurück“. Louis Mönch verkürzte mit dem Pausenpfiff per Siebenmeter auf 10:13. Das war angesichts des Spielverlaufs fast zu knapp und gerade deshalb brandgefährlich: Die Horkheimer witterten ihre Chance.
So entwickelte sich im zweiten Durchgang ein emotionales und enges Derby. „Wir waren am Drücker“, stellte Horkheims Trainer Oliver Heß fest, und die Anzeigetafel spiegelte diese Einschätzung wider. Der HCOB leistete sich einige Ballverluste und lief in Konter. Beim 16:16 hatte der TSB zum ersten Mal den Ausgleich geschafft, der ihm noch drei weitere Male gelang. In dieser Phase hätte das Spiel kippen können. Doch der Heimmannschaft gelang es nicht, ein einziges Mal in Führung zu gehen. „Wir haben zu viele freie Bälle verworfen“, sagte TSB-Trainer Oliver Heß. Oder anders ausgedrückt: Levin Stasch wurde zum Spielverderber für die Hausherren. Der Keeper zeigte eine gute Leistung und verdiente sich ein Lob von Trainer Stephan Just: „Er hat viele wichtige Bälle gehalten.“
Am Ende kam es wie so oft in den letzten Wochen. Wenn es eng wurde, war der Spitzenreiter hochkonzentriert und schaltete einen Gang höher. Der HCOB setzte Nadelstiche in Form von Kontertoren, machte innerhalb weniger Minuten aus einem 19:19 ein 25:20 – und als sich Levin Stasch per Distanzwurf in die Torschützenliste eintrug, waren es zehn Minuten vor dem Ende sogar erstmals in dieser Partie sechs Tore Differenz. Das Spiel war damit so gut wie entschieden. Zwar ließ der HCOB im letzten Spielabschnitt noch zahlreiche Torchancen aus und kam im Angriff nur noch zum 27. Treffer durch Markus Dangers. Doch gleichzeitig ließen die Gäste in der Abwehr nicht mehr viel zu. So gelang den Horkheimern zwar noch etwas Ergebniskosmetik, am Sieg des HCOB war aber nichts mehr zu rütteln. Der Erste zieht weiter unbeirrt seine Bahnen – und fürs emotionale Gefühl der mitgereisten Fans war der Sieg im 52. Derby besonders wertvoll.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Stephan Just: „Beide Mannschaften haben alles reingeworfen, was ging. Wir hatten das Spiel in der ersten Halbzeit im Griff, waren dann aber etwas leichtsinnig, und so ist Horkheim mit einer guten Dynamik zurückgekommen. In der zweiten Halbzeit war es ein guter Fight. Horkheim hat nicht aufgegeben. Wir waren auf der Torwartposition mit Levin Stasch sehr gut unterwegs, er hat viele wichtige Bälle gehalten. So konnten wir das Spiel hinten hinaus dann mit viel Einsatz gewinnen.“
TSB-Trainer Oliver Heß: „Man hat uns zu Beginn angemerkt, dass wir uns erst sortieren mussten. In der Abwehr waren wir allerdings von Anfang an gut. In der zweiten Halbzeit waren wir dann dran. Wir haben jedoch zu viele freie Bälle verworfen.“
Rund ums Spiel
Die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga ist den Handballern des HCOB nicht mehr zu nehmen. Durch den Sieg in Horkheim haben sie nun das nächste kleine Etappenziel vor Augen: Holen die Murrtaler am kommenden Samstag (20 Uhr, MURRTAL-ARENA) mindestens einen Punkt gegen die TG Landshut, dann stehen sie als Meister der Südstaffel fest.
Rückraumspieler Elias Newel fehlte in Horkheim, er war mit der U21-Nationalmannschaft auf Länderspielreise in Ägypten. Sie dient der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, die im Sommer in Polen stattfinden wird. Die DHB-Auswahl verlor beide Begegnungen. Bundestrainer Martin Heuberger war trotzdem nicht unzufrieden. Er bezeichnete den Vier-Tages-Trip nach Kairo als „sehr wichtige Länderspielreise, die Jungs nehmen wichtige Erfahrungen mit zur WM. Dazu gehören auch die eher ungewöhnlichen Rahmenbedingungen in Ägypten, wie die kurzfristige Spielverlegung und die handgepinselten Linien kurz vor Anwurf beim ersten Spiel sowie eine Hitze, wie wir sie im Sommer auch in Polen haben werden.“