Die Qualifikation für die Aufstiegsrunde haben sich die HCOB-Handballer vor über einem Monat gesichert. Ehe es nun Mitte Mai in der ersten Runde der Aufstiegsspiele gegen den HC Empor Rostock geht – die Hanseaten stehen seit diesem Wochenende endgültig als Gegner fest – sind Begegnungen zu absolvieren, bei den es für die Mannschaft darum geht, eine gute Form zu wahren und im besten Fall sogar zu verbessern. In Baden-Baden gelang beides nicht, das Spiel war von Nachlässigkeiten geprägt. Trainer Stephan Just war mit dem Auftritt seines Teams im Baden-Badener Stadtteil Sandweier deshalb auch nicht zufrieden. Das sah man ihm nicht nur an, er artikulierte es auch deutlich. „Dass wir mit einem Tor gewinnen, ist mehr als glücklich“, bilanzierte er und ergänzte: „Baden-Baden war über 60 Minuten die bessere Mannschaft und uns vom Kampfgeist weit voraus.“ Sein Team sei nicht in der Lage gewesen, seine gewohnte Leistung auf die Platte zu bringen – und so wurde die vermeintliche Pflichtübung beim Kellerkind spannender als erhofft.
Dass die Einheimischen über 60 Minuten im Angriff mit einem siebten Feldspieler agierten, war dabei nicht das entscheidende Problem. Wohl taten sich dadurch das eine oder andere Mal Lücken auf, die der TVS 1907 Baden-Baden zu Torerfolgen nutze. Die Gastgeber hatten aber auch Ballverluste, die die Murrtaler zu Distanzwürfen ins verwaiste Tor hätten nutzen können. Weil die ersten Versuche aber am Tor vorbeigingen, nahm das Selbstvertrauen der Sportler ab, sich bei Ballgewinnen aus der Ferne zu versuchen. So konnte die Mannschaft aus Baden-Baden in die Abwehr zurückeilen, und wenn diese erst einmal formiert war, tat sich der HCOB sehr schwer. Auch, weil beim Gegner vieles gut gelang und deren Trainer Sandro Catak seiner Mannschaft nach dem Spiel eine „überragende Leistung“ attestiert und befand: „In der ersten Halbzeit war es das Optimum dessen, was wir können.“ Die HCOB-Angreifer agierten nicht mit Dynamik und Entschlossenheit, so taten sich wenige Lücken auf. Bei den guten Gelegenheiten blieb die Ausbeute schmal. Daraus resultierte ein 12:15-Pausenrückstand.
Nach Wiederanpfiff war die kämpferische Komponente bei den HCOB-Handballern etwas ausgeprägter. Relativ schnell holten sie den Rückstand auf. In der 40. Minute gingen die Gäste durch ein Tor von Ruben Sousa beim 19:18 erstmals in Führung. Allerdings mangelte es deutlich an Konstanz im Spiel. Immer wieder folgten auf gute Aktionen gleich wieder Schwächephasen. Die Fehlerquote blieb zu hoch, um nun vollends davonzuziehen und die Partie vorzeitig ins Ziel zu bringen. Im Angriff häuften sich gegen die offensiv verteidigende Hintermannschaft des TVS 1907 Baden-Baden Stürmerfouls und Schrittfehler. Das ermöglichte es den Hausherren, beim 25:23 (48. Minute) noch einmal mit zwei Toren in Führung zu gehen.
Dass der HCOB in der Schlussphase beide Punkte einsammelte, war der Abwehrarbeit zu verdanken, denn in den letzten elf Minuten ließen die Gäste nur zwei Gegentore zu. Nach dem 26:25 durch Markus Dangers sieben Minuten vor dem Ende gerieten sie nicht mehr in Rückstand. Mitentscheidend für den Sieg war dabei eine Szene 60 Sekunden vor dem Ende: die HCOB-Abwehr provozierte ein Fehlabspiel der Heimmannschaft. Der Ball ging ins Aus und Axel Goller verwandelte den Einwurf von der Höhe der Mittellinie direkt zum 28:27 in das erneut verwaiste Tor der Heimmannschaft. Trotzdem drohte noch die Gefahr eines Unentschiedens – vor allem, als die Schiedsrichter kurz vor Abpfiff auf Siebenmeter für Baden-Baden entschieden. HCOB-Keeper Levin Stasch lenkte den Wurf von Maximilian Strüwing aber am Tor vorbei und rettete den knappen Erfolg.
So passte am Ende zwar die Punktausbeute, überzeugend war der Auftritt aber nicht. Dass am kommenden Osterwochenende kein Spiel ansteht, findet Trainer Stephan Just gut, „die Pause kommt mir nun ganz gelegen.“ Mit den anschließend Spielen beim TSV Neuhausen/Filder sowie gegen den VfL Pfullingen stehen herausfordernde Aufgaben vor dem ersten Aufstiegsspiel an, und in diesen gilt: „Wir wollen aus dem Tal zu alter Stärke zurückfinden.“
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Stephan Just: „Dass wir mit einem Tor gewinnen, ist mehr als glücklich. Baden-Baden war über 60 Minuten die bessere Mannschaft und uns vom Kampfgeist weit voraus. Wir waren heut nicht in der Lage, unsere Leitung auf die Platte zu bringen. Die Pause kommt mir nun ganz gelegen. Wir wollen aus dem Tal zu alter Stärke zurückfinden.“
TVS-Trainer Sandro Catak: „Es war eine überragende Leistung von uns. In der ersten Halbzeit war es das Optimum dessen, was wir können. Wir haben nur zu wenig aus unseren Ballgewinnen gemacht. In der zweiten Halbzeit waren wir kämpferisch und leidenschaftlich. Am Ende kommt es auf Kleinigkeiten an, und es tut mir leid, dass wir da den Ball ins Aus spielen.“
Rund ums Spiel
Der TVS 1907 Baden-Baden steht nach seiner 22. Saisonniederlage endgültig als Absteiger in die Regionalliga Baden-Württemberg fest. Der Club kann den 14. Platz, der vermutlich die Chance auf Spiele um den Klassenverbleib bietet, nicht mehr erreichen. Dieser ist mittlerweile fix an den SV 04 Plauen-Oberlosa vergeben.