Die Wittelsbacher Halle in Fürstenfeldbruck zählt zu den stimmungsvollen Spielstätten der Dritten Liga. Die Heimmannschaft wird im „Pantherkäfig“ lautstark angefeuert. Der HCOB kennt es aus eigener Erfahrung, das Duell beider Teams gibt es seit fast einem Jahrzehnt regelmäßig. Auch am Samstagabend war es lange Zeit laut. Dann setzte sich der HCOB entscheidend ab und Jochen Bartels, der Sportliche Leiter der Gäste, bekannte, „dass es richtig geil war, wie nach 50 Minuten plötzlich Ruhe geherrscht hat.“
In dieser Phase der Partie waren die Gäste längst die tonangebende Mannschaft. Das Spiel hatte einen anderen Charakter als in der ersten Halbzeit. In dieser setzten die Gäste um ihren Trainer Stephan Just zwar die ersten Akzente, führten 3:1 und 4:2. Sie versäumten es aber, ihre Chancen zu nutzen und leisteten sich stattdessen Ballverluste, Die Einheimischen spielten sich für zehn Minuten in einen Rausch. Sie setzten sich auf 12:7 ab und hofften auf einen Überraschungserfolg.
„In diesen Momenten war wichtig, dass sich unsere Mannschaft schnell wieder aufgerappelt hat“, urteilte Jochen Bartels später. Die HCOB-Handballer legten in der Abwehr eine Schippe drauf, kamen selbst zu Ballgewinnen und zu Kontern. Außenspieler Martin Schmiedt warf wichtige Tore, Rückraumspieler Niklas Diebel traf aus der zweiten Reihe. Mit fünf Toren in drei Minuten war der Rückstand egalisiert und die Partie wieder offen. Fürstenfeldbruck ging bis zur Pause zwar noch einige Male in Führung, doch wiederum Niklas Diebel sorgte mit der Sirene für das 18:18.
In Durchgang zwei überzeugte der HCOB durch defensive Stabilität. Der TuS Fürstenfeldbruck musste sehr hart für jeden Treffer arbeiten. „Wir haben sehr gut zusammengearbeitet“, stellte der Sportliche Leiter Jochen Bartels seinem Team ein gutes Zeugnis aus. Trainer Stephan Just sagte: „Wir haben die Fürstenfeldbrucker in die Wurfpositionen gebracht, in denen wir sie haben wollten.“ Den Gästen ging es vorne leichter von der Hand, das Angriffsspiel funktionierte nun gut, 21 Tore in Durchgang zwei sind statistischer Beleg dafür.
Aufbauspieler Elias Newel lenkte die Angriffe umsichtig und setzte seine Mitspieler oftmals so ein, dass diese freie Bahn hatten. Außerdem behielt Niklas Diebel seine Torgefahr aus der ersten Halbzeit bei. Der 26-Jährige nutzte die Freiräume, die Fürstenfeldbrucks offensive Abwehr bot. Er schraubte seine persönliche Bilanz bis zum Spielende auf zehn Tore. Zudem belohnte sich die Gastmannschaft durch Gegenstoßtore nach Ballgewinnen.
All das machte sich im Ergebnis bemerkbar, auch wenn die Brucker Panther in Punkto Kampfgeist nie nachließen. In der 40. Minute lagen die Gäste erstmals mit zwei Toren vorn, weiter zehn Minuten später waren es fünf Tore Abstand. Der Moment der Stille in der Wittelsbacher Halle war gekommen. Martin Wild, der Trainer des TuS Fürstenfeldbruck bilanzierte: „Das Spiel war bis zur 45. Minute offen. Wir haben es dann einfach nicht hinbekommen, das letzte Feuer zu entfachen.“
Die Oberbayern versuchten es in der Schlussphase mit einem siebten Feldspieler, das änderte den Spielcharakter nicht mehr. Die HCOB-Abwehr ließ weiter wenig zu. Die ersten drei Angriffe in Überzahl endeten mit Fehlversuchen, die Gastmannschaft setzte sich weiter ab, spätestens nach dem 35:28 durch Markus Dangers war die Partie durch. Der Kreisläufer war an ehemaliger Wirkungsstätte beliebte Anspielstation seiner Mitspieler und steuerte sechs Tore zum dritten Sieg in Serie in der Wittelsbacher Halle bei. Weil die Gäste auch in den Schlussminuten nicht lockerließen, fiel der Sieg mit 39:31 am Ende sogar deutlich aus.
Stimmen zum Spiel
TuS-Trainer Martin Wild: „Wir haben aus unserer sehr guten Phase zu wenig gemacht. Wir hatten nicht viele technische Fehler, aber in dieser Phase zwei, drei hintereinander. Das Spiel war bis zur 45. Minute offen. Wir haben es dann einfach nicht hinbekommen, das letzte Feuer zu entfachen.“
HCOB-Trainer Stephan Just: „Respekt an die Zuschauer. Das ist beeindruckend hier und es macht Spaß. Wir haben uns nach dem Fünf-Tore-Rückstand gut ins Spiel zurückgekämpft. In der zweiten Halbzeit haben wir sehr gut verteidigt. Wir haben die Fürstenfeldbrucker in die Wurfpositionen gebracht, in denen wir sie haben wollten. Dadurch sind wir zu einfachen Toren gekommen. Am Ende haben wir es dann durchgezogen.“
Rund ums Spiel
Der HCOB hat den ersten Auswärtssieg eingefahren und nach drei Begegnungen mit 4:2 Zählern erstmals ein positives Punktekonto. Dass die beiden Siege gegen die Wölfe Würzburg, die ebenfalls einen Platz in der Aufstiegsrunde anstreben, sowie bei den heimstarken Bruckern gelangen, ist Indiz dafür, dass die Mannschaft von Coach Stephan Just nach der Auftaktpleite bei den Rhein-Neckar Löwen II auf dem richtigen Weg ist. Nun stehen zwei Heimspiele an, am kommenden Samstag gegen die SG Pforzheim/Eutingen, dann gegen die HG Oftersheim/Schwetzingen.
Kurzfristig eingeteilt, dennoch auf Zack: Die Schiedsrichter Sven Ernst (Fellbach) und Johannes Friedhoff (Freiburg) zeigten eine sehr gute Leistung. Sie kamen mit gerade einmal vier Zeitstrafen und einer unstrittigen roten Karte gegen Fürstenfeldbrucks Lucas Pichler (Gesichtstreffer beim Siebenmeter) aus – das war ein in positiver Hinsicht unaufgeregter Auftritt des Duos. Erst am Freitag waren sie mit der Spielleitung beauftragt worden.