Markus Dangers hat sich entschieden, nach mehr als einem Jahrzehnt im Leistungshandball einen Schlussstrich zu ziehen. Der ausschlaggebende Grund? Die zunehmende Konzentration auf seine berufliche und akademische Zukunft. „Ich befinde mich gerade in den letzten Zügen meines Masterstudiums ‚Umweltwissenschaften‘ an der Fernuniversität in Hagen“, sagt der 31-Jährige. „Im Moment sitze ich an meiner letzten Hausarbeit. Danach steht die Masterarbeit auf dem Programm.“ Der Schwerpunkt steht schon fest: Es geht um Wasserpraktiken in Südamerika. Der Sportler, der aus dem Großraum München stammt, will dies mit einem längeren Aufenthalt auf dem amerikanischen Kontinent verbinden. Dort wird er Feldforschung betreiben und gleichzeitig die Sprache lernen. Das wird Zeit brauchen, die Prioritäten werden sich verschieben.
In den zwei Jahren, die er seit seinem Wechsel aus Essen nun beim HCOB spielt, hat er neben dem Handball schon ins Berufsleben hineingeschnuppert, „um mich ein bisschen auf die Zeit nach dem Handball vorzubereiten“. Das habe geholfen. Die Entscheidung, die Sportschuhe an den Nagel zu hängen, sei ihm trotzdem nicht leichtgefallen. Aber auch der Körper sendete Signale: „Nach über zehn Jahren Leistungssport habe ich gewisse Abnutzungs- und Ermüdungserscheinungen“, verrät Markus Dangers. Alles zusammen habe ihn zu der Erkenntnis gebracht, „dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, diese Veränderung anzugehen“.
Eines seiner ersten Ziele, nachdem er den Entschluss gefasst hatte, war es, mit dem HCOB die letzten Meter zur Meisterschaft zu gehen, „denn bisher war der Titel in der Bayernliga mit dem TuS Fürstenfeldbruck mein einziger". Das war 2013, Markus Dangers war gerade 18 Jahre alt, der Titel war damals mit dem Aufstieg in die Dritte Liga verbunden. Den Sprung in eine höhere Liga will er mit dem HC Oppenweiler/Backnang wiederholen. Im Mai und Juni stehen die Aufstiegsspiele zur zweiten Bundesliga auf dem Programm. „Es wäre schon toll, wenn es klappen würde“, sagt Markus Dangers, warnt aber vor dem Modus, der sei „sehr, sehr schwer und es ist wirklich nicht einfach einzuschätzen, was auf uns zukommt“.
Doch die Leistungen in der laufenden Saison machen Mut. „Es ist unglaublich, was wir für eine Serie hingelegt haben - vor allem nach den Vorbereitungsspielen, dem Pokalspiel gegen die Eulen und der Niederlage bei den Löwen. Da hätte ich nicht gedacht, dass wir es so gut hinbekommen.“ Gerade weil man dauerhaft an der Tabellenspitze gestanden habe, sei die Motivation bei allen groß gewesen, die Serie zu beenden. Der Meister wurde gefordert, bekam wenig geschenkt, setzte sich aber regelmäßig durch. „Deshalb würde ich die Saisonleistung schon als sehr gut bewerten. Aber jetzt kommt die Relegation, die über allem steht, und da wollen wir diese Leistungen bestätigen.“
Die dünne Personaldecke in den vergangenen Wochen sei nicht optimal gewesen, auch wenn sich das in den Ergebnissen nicht negativ bemerkbar gemacht habe. „Für uns geht es jetzt darum, die Spannung hochzuhalten, aber auch die Frische zu erhalten – gerade bei den Spielern, die viel spielen und viel gefordert werden.“ Deshalb habe Trainer Stephan Just zuletzt verstärkt auf die Trainingssteuerung geachtet und darauf, „wie wir die Kräfte dann im Spiel einteilen“. Dass der HCOB bereits in den vergangenen Jahren Aufstiegsspiele bestritten hat, sei hilfreich: „Wir bringen Erfahrung mit, um Stresssituationen jetzt vielleicht besser zu gestalten.“ Er ist zuversichtlich, dass mehr drin ist als im Vorjahr, als in Ferndorf Endstation war: „Wir sind weiter, haben auch einige erfahrene Spieler dazubekommen. Ich bin positiv gestimmt.“
Und irgendwann danach kommt er, der Abschied vom Handball. Organisatorisch hat sich Markus Danger schon darauf eingestellt. „Im August und September werde ich ein Praktikum auf einem Biobauernhof im Oberland machen“, verrät Markus Dangers. Ob er auch mental vorbereitet ist? „Der Handball wird mir auf jeden Fall fehlen, das merke ich jetzt schon sehr stark“, sagt Markus Dangers und fügt hinzu, dass er sich vorstellen kann, irgendwann wieder im Handball tätig zu sein, zum Beispiel als Trainer oder auch in einer strategischen Funktion im Verein, „weil mir der Handball sehr viel gibt und ich in den letzten zehn Jahren sehr, sehr viel in den Handball investiert habe“. Es ist nicht nur das Spiel, das ihn begeistert. Ihm gehe es um die Gemeinschaft, den Teamgedanken und „gerade jetzt hier im Verein auch um die Menschen, die dem Verein sehr verbunden sind und mit Leidenschaft dabei sind.“ Das werde er vermissen.
„Im Moment merke ich schon, dass es von Woche zu Woche komischer wird. Es sind jetzt noch zehn, zwölf Wochen, was sich nach viel anhört, aber es geht dann doch ganz schnell. Ich glaube, so richtig begreifen werde ich es erst, wenn es wirklich das letzte Spiel war und es einfach kein Training mehr ist.“ Im Moment versuche er, das Ende ein wenig auszublenden, was ihm aber nicht immer gelinge. „Es hat schon einen Einfluss auf mich, wie ich mich hier verabschiede und wie ich meine Karriere beende.“